Friedhöfe sind als Oasen der Ruhe und der Erinnerung Teil des menschlichen Alltags. In jeder Kultur sind sie würdevolle Stätten der Aufbewahrung und des Gedenkens an verstorbene Familienangehörige oder Freunde, liebgewonnene Menschen, die eine große Bedeutung für ihre Hinterbliebenen hatten. Friedhöfe sind Orte der Menschenwürde. In diesem Verständnis helfen unsere Schüler seit Jahr und Tag, den jüdischen Friedhof von Tessin in Ordnung zu halten. Er ist Teil der Tessiner Stadtgeschichte und dient heute als Aufforderung ihrer Bewohner für ein friedliches Miteinander der Kulturen. Dessen Gräber wurden allerdings ausgelagert, da sich nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde von Tessin sich niemand um die Ruhestätten kümmern konnte. Um sich jedoch eine genaue Vorstellung über diesen Teil der jüdischen Kultur zu verschaffen, führte unsere Schüler am 19. Juli ein Ausflug im Rahmen der Anne-Frank-Projekttage zum jüdischen Friedhof nach Rostock. Hier trafen sie sich mit Herrn Bogdan, Kantor der Gemeinde, im Lindenpark der Hansestadt und erforschten die Grabanlage. So erfuhren die Sechstklässler aus erster Hand über die Bedeutung der Beschaffenheit der Gräber, der Rituale beim Besuch der Ruhestätten und über die die jüdischen Traditionen beim Ableben eines Angehörigen und dessen Beerdigung. Herr Bogdan, übrigens ein lettischer Jude aus Riga, präsentierte einen sowohl unterhaltsamen als auch wissenswerten Mix aus jüdischer Tradition, Alltag und Mythologie. Wirkungsvoller Nebeneffekt: Vieles aus dem Geschichts- sowie Religionsunterricht der 6. Klasse wurde hautnah erleb- und somit nachvollziehbar. Natürlich auch die Namensgeschichte deutscher Juden, die Bestandteil des Deutschunterrichts ist. Geduldig beantwortete Herr Bogdan weitere Fragen der Kinder und dann ging ein erlebnisreicher Projekttag zu ende.

 

Dirk Volprich