26. Schüleraustausch Tessin Sigulda

 

Nun schon 26 Jahre reisen die deutschen und lettischen Kinder unter der Obhut ihrer pädagogischen Betreuer der Anne Frank Schule in Tessin sowie des Staatlichen Gymnasiums Sigulda zwischen ihren Heimatregionen Tessin und Sigulda hin und her. Dabei Land und Leute kennenzulernen ist ihr erklärtes Ziel.

In diesem Jahr, vom 16. bis 23. September, stellte sich zu diesem Zwecke unsere Schule, unterstützt von 17 Familien aus Tessin und Umgebung, als Gastgeber zur Verfügung. So hieß es also, ab in den Familien- und Schulalltag!

Gleich am Morgen nach dem Empfang in der Schule ging es auf dem Fahrrad in die Natur. Herr Melde und Herr Ziems vom Forstamt Billenhagen machten die Schüler mit heimischen Baumarten und deren Lebensraum sowie volkswirtschaftlichen Nutzung anschaulich bekannt. Zudem erhielten die Schüler eine Vorstellung, welcher Aufwand an Sorgfalt und Pflege von Nöten ist, um unseren Wald in seiner Vielfalt auch weiterhin zu erhalten. Ihr Wissen anwenden und vertiefen konnten die Teilnehmer dann bei einem GPS-Orientierungslauf teils zu Fuß, teils auf dem Rad. Eine zünftige Mahlzeit unter freiem Himmel bei Boulette und Schnitzel war wohltuende Belohnung für die Kinder und Jugendlichen. Die Empfehlung zu dieser Art von Exkursion stammte übrigens vom Tessiner Bürgermeister. Aufgrund seiner guten Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit dem Forstamt und der guten Reputation von Melde, Ziems und Co. in puncto erlebnisorientierter Vermittlung des Lebensraums Natur/Wald bot sich eine Zusammenarbeit mit unserer Schule an. Und so konnten wir Tessiner Pädagogen und unsere Kollegen aus Sigulda uns gemeinsam mit Herrn Ibold überzeugen, wie junge Menschen in einer von neuen Medien geprägten Welt in erfrischender Art und Weise mit Hand, Herz und Verstand an das Thema Verantwortung für unsere Natur herangeführt wurden.

Dieser Aspekt, der sich übrigens auch im Motto des Schüleraustauschs „Unsere Erde-Unser Erbe“ wiederfand, sollte auch bei weiteren Exkursionen und Projekten in dieser Woche vertieft werden. So bekamen unsere Schüler mit ihren Gästen bei einem Ausflug ins Rostocker Darwineum die Möglichkeit, quasi über ihren regionalen „Tellerrand“ hinaus, Einblicke in die Welt des Regenwaldes mit seiner ungeheuren und so lebenswichtigen Artenvielfalt zu erhalten. Aufgrund des hautnahen Kontaktes unserer Kinder zur Tier- und Pflanzenwelt der Tropen sowie der äußerst hervorragend lebendig gestalteten erdgeschichtlichen Entwicklung unseres Planeten von der Pflanzen- zur Tierwelt erhielt dieser Besuch eine emotional sehr starke Prägung. Die Begeisterung half den Kindern im Weiteren, sich für die Belange unserer Erde zu öffnen und Einsichten für einen verantwortungsvollen Umgang mit ihr zu verschaffen.

Erfahrungen und Eindrücke dieser Exkursionen spiegelten sich dann auch in den Projekten an der Schule wider. In kunstvoll gestalteten Bildern, Graphiken und Skulpturen versuchten die Schüler nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch ihre persönliche Sichtweise zum Einfluss des Menschen auf Natur und Landschaften darzustellen. Weiterhin sammelten die Kinder Sprichwörter und Redewendungen und übersetzten das Wort Baum, natürlich mit Hilfe des Google-Wörterbuchs, in alle europäischen Sprachen. Es wurde eine Baum-Mind-Map angefertigt, die das Zusammenleben in Europa symbolisieren sollte. Und in einem dritten Projekt, versuchten die Schüler ihre Gedanken vom Wald und ihrer Umwelt lyrisch zu verarbeiten und zudem ihren Plänen als auch Träumen von einer Zukunft im Einklang mit der Natur Ausdruck zu verleihen. So geschehen, entstanden liebevoll illustrierte Elfchen (Gedichte, aus elf Wörtern bestehend) und ein Wunschbaum.

Auf dem Weltkindertag unserer Schule wurden die Projekte ausgestellt und zur Interpretation sowie Diskussion frei gegeben.

Nach einer ereignisreichen Woche, abgerundet durch das Familienwochenende mit vielen Unternehmungen und Erlebnissen, hieß es dann wieder Abschied nehmen. Aus den lettischen Gästen waren gute Bekannte oder sogar Freunde geworden. Ein gutes Zeichen für Einvernehmen und respektvollem Miteinander in den Familien. Deshalb gebührt den Eltern ein besonders großes Stück Anerkennung, da sie mit ihrem Engagement, ihrer Gastfreundschaft und Einfühlungsvermögen den bildungspolitischen Anspruch unserer Gesellschaft zur Verständigung zwischen den Völkern untermauerten. Das sollte Ansporn für viele weitere Unternehmungen dieser Art zwischen den Menschen unserer Länder sein.

Dirk Volprich

 

Bilder vom Schulaustausch 2013